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Viel mehr als nur geradeaus fahren

„Viele mögen denken, dass der Job einer Steuerfrau doch simpel ist, dass man sich einfach ins Boot setzt und geradeaus fährt“, sagt Andreas Erdtmann. Der Trainer des Rudervereins Waltrop weiß, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Umso mehr weiß er einzuordnen, was seine Tochter Neele geschafft hat. Denn sie darf in eineinhalb Wochen den Deutschland-Achter der A-Juniorinnen bei der Europameisterschaft in Krefeld steuern.

Bei der Internationalen Junioren-Regatta in München steuerte die 17-jährige Neele Erdtmann jüngst den ersten NRW-Achter. „Vor diesem Rennen war klar, dass die Steuerfrau bei der EM im Achter sitzen würde, die hier in München das Rennen gewinnt“, erläutert Erdtmann.

Das Boot mit Ruderinnen vom RV Ems-Jade-Weser, dem Team Nord West, vom RC Hansa Dortmund, aus Krefeld und Mühlheim siegte mit einem Vorsprung von zwei Sekunden auf ein tschechisches Boot. Dahinter folgte auf Rang drei der Achter mit Ruderinnen aus Süddeutschland.

Neele Erdtmann ist die erste Waltroper Ruderin, die bei einer EM startet. Was ihr Vater erklären kann: „Normalerweise entsendet der Deutsche Ruderverband nur Kleinboote – also Einer und Zweier – zur EM. Da waren wir nie dabei. Da die Wettbewerbe diesmal aber in Deutschland ausgetragen werden, ist der Verband mit einer ganzen Flotte vertreten. Eben auch mit dem Juniorinnen-Achter.“

Der verlängerte Arm des Trainers

Rudern auf Hochleistungsniveau als aktive Athletin ist nicht Neele Erdtmanns Sache. „Das Steuern aber ist ihr Ding“, weiß ihr Vater. Natürlich muss der neunte Mann – oder die neunte Frau – im Achter vernünftig steuern können. „Aber sie müssen auch die Mannschaft ansprechen können. Taktisch pfiffig muss man sein und Entscheidungen treffen. Die Steuerleute sind der verlängerte Arm des Trainers auf dem Wasser“, weiß Erdtmann aus seiner langjährigen Erfahrung.

Am Wochenende trifft sich die EM-Mannschaft, die aus Ruderinnen aus dem Süden und Osten Deutschlands besteht, in Hanau – natürlich mit dabei: Neele Erdtmann.

Dann wird die Waltroperin erstmals mit „ihrer“ Mannschaft zusammenarbeiten können.

Was kein Problem sein dürfte. Denn die Schülerin des Theodor-Heuss-Gymnasiums ist bereits ein „alter Hase“ im Steuer-Geschäft und freut sich bereits darauf, ihre Mannschaft Richtung EM-Medaille zu brüllen…