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„Unser Ziel war Gold“

Auch am Tage danach konnte es Tobias Ressemann noch gar nicht recht fassen. Er ist mit dem deutschen Leichtgewichtsvierer bei der U23-EM im polnischen Kruszwica als erster über die Ziellinie gefahren und wurde Europameister.

„Ich habe heute Morgen auf dem Bett gesessen und mich gefragt, ob es ein Traum ist, oder ob ich tatsächlich Europameister geworden bin“, berichtete der 20-Jährige vom Waltroper Ruderverein, der sich damit einen Traum erfüllen konnte.

Gemeinsam mit den Dortmundern Simon Berkemeyer, Julius Wagner und dem Essener Henning Sproßmann bildete Ressemann die Crew des Leichtgewichtsvierers.

In zwei Läufen galt es am letzten Wochenende, die Boote aus der Ukraine und Österreich auf Distanz zu halten. „Wir sind dort angetreten, um Gold zu holen“, erzählte Ressemann.

Am Samstag fand das „Bahnverteilungsrennen“ statt. „Dabei wird dem schnellsten Boot die vermeintlich beste Bahn für das Finale zugewiesen“, klärte Ressemann auf. Bei stürmischem Wetter und Wellengang startete der deutsche Vierer durch und entschied diesen Lauf klar für sich.

„Da uns das Wetter vom Samstag sehr entgegenkommen war, hatten wir für Sonntag auf ähnliche Verhältnisse gehofft. Doch als wir ans Wasser kamen, herrschte Windstille. Da war uns klar, heute wird es schwieriger“, berichtete der Sportstudent. Und das Team behielt Recht. Beim Start blieb das deutsche Boot in der Bojenkette hängen.

„Doch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen“, so Ressemann. Und das war gut so. Denn bei der 1 000 Meter Marke führte zwar noch die Ukraine, aber bei 1 500 Metern waren die Deutschen schon vorn. „Den Vorsprung von rund zwei Sekunden haben wir dann auf den letzten 500 Metern auch nicht mehr aus der Hand gegeben“, freute sich der stolze Waltroper.

Schon kurz nach seinem großen Erfolg griff der Waltroper zum Handy, um in der Heimat diejenigen, die seinen Weg maßgeblich begleitet haben, über den Gewinn der Europameisterschaft zu informieren. „Allen voran Christian ,Kiki‘ Ruhnau, der mich beim Waltroper Ruderverein trainiert hat. Ihm habe ich viel zu verdanken, denn vor gut einem Jahr stand ich kurz davor, den Sport an den Nagel zu hängen“, berichtete Ressemann. Stress im Abitur und einige Erkrankungen ließen bei ihm den Sport in den Hintergrund treten. „Doch Kiki hat mich wieder aufgebaut“, freute sich Ressemann, dass er sich umentschieden hatte. Aber auch an Oliver Kampmeier, mit dem der Waltroper zurzeit in Essen trainiert, habe großen Anteil an seinem Erfolg, ist sich Ressemann sicher.

Und kurz nach dem Gewinn des Europameistertitels steht der Waltroper nun schon wieder vor der großen Frage: Was nun?

„Nach zehn Monaten hartem Training mit Vollgas brauche ich jetzt erst mal eine Pause. Ob ich dann wieder ins Boot steigen werde, steht zurzeit noch in den Sternen“, sagte Ressemann. Das Studium und sechsmal die Woche Training in Essen unter einen Hut zu bringen, sei eine schwierige Aufgabe. „Außerdem entstehen mir auch Kosten, die ich als Student kaum tragen kann.“