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Statt Wasserbad Platz zwei

In einem Monat wird die Weltelite des Rudersports bei den Weltmeisterschaften auf der Regattastrecke in Ottersheim um Quotenplätze für die Olympischen Spiele kämpfen. Vorab traf sich schon die internationale Masters-Szene zum Kräftemessen am Altarm der Donau im österreichischen Linz.

Die Regattastrecke wird wegen ihrer Lage in Zentraleuropa und den fairen Bedingungen von den Sportlern sehr geschätzt. Erst in 2017 wurde hier das Bundesleistungszentrum für Rudern und Kanu eröffnet und wird nun auch als Trainingslager für Sportler aus aller Welt genutzt.

Vereine aus 14 Nationen, darunter auch aus den USA, Litauen und England, hatten auf der ersten EUROW gemeldet. Die meisten Ruderer kamen jedoch aus Österreich, Deutschland und Tschechien, um hier um die Titel zu kämpfen.

Zunächst ging es los in der Altersklasse D (50-55 Jahre), in der auch Dénia Amon vom RV Waltrop startet. Hier fuhr sie einen souveränen Sieg über die 1000m heraus.

Am Tag darauf folgte ein zweiter Start im Einer in der jüngeren Altersklasse C (43-50) gegen sehr starke Ruderinnen aus Bregenz und Wien. „Hier wollte ich versuchen, wenigstens bis zur 500m-Marke mitzuhalten“, sagt Amon. An der 500m-Marke lag Ute Simma, eine in Österreich gut bekannte Ruderin, erwartungsgemäß vorne. Die Waltroperin folgte aber mit nur zwei Sekunden Rückstand an Position zwei und fünf Sekunden Vorsprung auf Ivana Bacanovic aus Wien.

Was dann geschah, schildert Dénia Amon wie folgt: „Auf den letzten 200m vor dem Ziel habe ich mich ein wenig versteuert und schlug mit dem Ruderblatt gegen eine Boje. Es knallte ordentlich und es schlug mir den Skull aus der Hand. Was für eine Schrecksekunde mitten im Endspurt! In allerletzter Sekunde – ich sah mich schon gekentert im Wasser liegen – konnte ich den Skull greifen und weiterrudern.“

Trotz dieses unglaublichen Malheurs konnte sie ihren zweiten Platz bis ins Ziel retten. „Für mich war dieser zweite Platz viel mehr wert als das Gold vom Vortag“, so Amon. „Nicht nur, weil ich bei den Jüngeren mithalten konnte, sondern beim Zusammenprall mit der Boje nicht unfreiwillig im Wasser gelandet bin.“

Am späten Nachmittag folgte ein Start im „Mixed-Doppelvierer“. Eine Renngemeinschaft mit vier Nationen an Bord: ein Österreicher (Andreas Kral), ein Franzose (Luc Vannier), eine Engländerin (Liz Davidson) und Amon als Deutsche. „Das sind alles gute Ruderfreunde, von denen ich sicher war, dass wir gut zusammen rudern können“, so die Waltroperin. Nur ein einziges kurzes Training reichte dem Quartett, um dann im letzten Rennen dieser Regatta einen klaren Sieg herauszufahren: Vom Start weg lag es in Führung und gewann mit sechs Sekunden Vorsprung vor der Renngemeinschaft aus Wien.

Bootstechnisch war Amon bei dieser Regatta weltklassemäßig ausgestattet. „Der Weltmarktführer für Kanus, NELO, der seit kurzem auch Ruderboote produziert, stellte mir einen Leichtgewichts-Einer zur Verfügung, der von der portugiesischen Nationalruderin Joana Branco am Weltcup III in Rotterdam gerudert wurde“, erzählt die Waltroperin. „Die Portugiesin trainiert bereits fleißig für Tokio 2020.“